Spektakulärer Fund an St. Andreas

28.04.22, 14:00
Sabine Polster
Antependium St. Andreas

Düsseldorf. Wer aufräumt, kann manchmal einen Schatz finden – so geschehen vor sieben Jahren in den Kellerräumen des Dominikanerklosters. Ganz unscheinbar, in einer Tüte verpackt, lag dort über Jahrzehnte eine kostbare, reich bestickte Textilarbeit aus dem 17. Jahrhundert: das Antependium des im Zweiten Weltkrieg zerstörten Hochaltars von St. Andreas. In den vergangenen Jahren wurde es in 400 Arbeitsstunden aufwändig restauriert und wird nun pünktlich zu den Jubiläen der Dominikaner in der Schatzkammer der ehemaligen Hof- und Jesuitenkirche präsentiert. 

400 Jahre Grundsteinlegung von St. Andreas und 50 Jahre Dominikaner in der  Altstadt

1972 übernahmen die Dominikaner die Seelsorge an St. Andreas und zogen von der Herzogstraße in die Düsseldorfer Altstadt. Der Grundstein dieser Barockkirche, die heute dem Land NRW gehört, wurde am 5. Juli 1622 gelegt. Die Dominikaner feiern in diesem Jahr also gleich zwei Jubiläen: 400 Jahre Grundsteinlegung von St. Andreas und 50 Jahre Dominikaner in der Düsseldorfer Altstadt. 

Niemand wusste von der Existenz des Antependiums

Anlässlich der Jubiläen, die im Sommer groß gefeiert werden, können die Dominikaner nun diesen spektakulären Fund präsentieren. „Niemand wusste von der Existenz des Stückes, bis es 2015 bei Aufräumarbeiten mehrfach gefaltet in einer Plastiktüte im Keller gefunden wurde“, erzählt Pater Elias H. Füllenbach OP. Aus dem Jahre 1687 – die Zahl ist eingestickt - stammt dieses 281 mal 72 Zentimeter große Antependium, das unter der Leitung von Dr. Gudrun Stracke-Sporbeck und Dr. Gottfried Stracke vom Institut für historische Textilien in Köln restauriert wurde. Ein Antependium ist ein reich verzierter und bestickter Vorhang aus Stoff, mit dem traditionell der Altar in der Kirche dekoriert wird.

Altarvorhang ist aus dem Brautkleid von Maria Anna Josepha von Österreich gefertigt worden

Im Rahmen der Restaurierungsarbeiten mussten sowohl die reiche Gold- und Silber-Stickerei als auch der brüchige Grundstoff gesichert werden. „Dabei galt es – neben einer behutsamen Entstaubung – viele Brüche im Gewebe zu schließen und die verschwärzte Reliefstickerei neu zu ordnen und zu fixieren“, erklärt Dr. Gottfried Stracke. Um das fragile Stück vor weiteren Beanspruchungen zu schützen, wurde ein großes säurefreies Tableau entwickelt, welches mit Seide bezogen das Antependium heute trägt. Bei der Restaurierung hat Dr. Gottfried Stracke festgestellt, dass der später rot gefärbte Stoff ursprünglich mal beige war. Die Verschwärzung der Gold- und Silberfäden sei eine Folge der Färbung gewesen, meint der Fachmann, der außerdem Hinweise gefunden hat, dass der Altarvorhang aus dem Brautkleid von Maria Anna Josepha von Österreich, der ersten Ehefrau Jan Wellems, gefertigt worden war. Der Herzog von Jülich und Berg hat das Antependium seinerzeit in Wien fertigen lassen und mit zwei anderen wichtigen Stücken – einem silbernen Kalvarienberg und einem silbernen Beschlag für ein Evangeliar – der Hofkirche gestiftet. 

Antependium kann im Rahmen der monatlichen Schatzkammerführungen besichtigt werden

Nach fast sieben Jahren wurde das große Antependium nun mit einem Spezialtransport horizontal lagernd in die Kirche St. Andreas zurückgebracht. Es ist jetzt in einer von Ingrid Bussenius eigens konzipierten klimatisierten Pultvitrine auf der Empore ausgestellt und kann im Rahmen der monatlichen Schatzkammerführungen besichtigt werden. Diese finden jeweils am dritten Mittwoch im Monat um 16 Uhr in St. Andreas, Andreasstraße 10, statt. Die nächste Führung ist am 18. Mai. 

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