„Fünf Orte - ein Kreuz“ zum Nachlesen

02.04.21, 11:00
Sabine Polster
01 Marktplatz

Düsseldorf. „Fünf Orte - ein Kreuz“ unter diesem Motto fand der Ökumenische Kreuzweg der evangelischen und katholischen Kirche in Düsseldorf in diesem Jahr statt. Statt eines Gebetsgangs durch die Innen- und Altstadt am Mittag des Karfreitags ist in diesem Jahr coronabedingt ein Kreuz durch die Stadt gewandert.

Organisiert haben diese Aktion Pfarrer Dirk Holthaus von der Neanderkirche, Beate Plenkers-Schneider vom katholischen Stadtdekanat und Bruder Rafael OFM von den Franziskanern. Das Kreuz wurde an fünf Orten aufgestellt. Orte, an denen Menschen Leiderfahrungen gemacht haben, oder Orte, an denen mit Leid beladene Menschen Begleitung oder Hilfe erfahren.

Hier die einzelnen Stationen zum Nachlesen und im Video

 
1. Station Corona-Gedenkort am Marktplatz

Die Corona-Pandemie hat über 300 Düsseldorferinnen und Düsseldorfern das Leben gekostet. Sie sind auf elende Weise in Krankenhäusern und zu Hausegestorben. Familienangehörige, Freunde und Kollegen konnten sich oft nicht verabschieden und ihre Trauer nur unter erschwerten Bedingungen ausleben. Viele Überlebendeleiden an langwierigen, schweren Symptomen. Der Kreuzweg will zeigen, welche Dimension ihr Tod in unserer Stadt hat, und dass hinter den vielen Toten Menschen mit Namen und Geschichten stehen. Wir beten um den Frieden für die Verstorbenen und um Trost für die Angehörigen. Christus ist dort gegenwärtig, wo die Liebe nicht ausweicht.

 

2. Station Mahn- und Gedenkstätte - Fremdenfeindlichkeit & Rassismus

Auch in Düsseldorf erleben und erleiden Menschen die offenen und versteckten Formen von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit. Sie erleiden Verachtung und Demütigung in Beruf und Nachbarschaft, sind benachteiligt auf dem Wohnungs- unddem Arbeitsmarkt, erleben Übergriffe im Wohnviertel. Der Kreuzweg will zeigen,was die Gesellschaft gerne ausblendet. Die Kreuzwegstation erinnert an das Leid der Menschen, die ausgegrenzt werden. Wir beten um Kraft für die Solidarität in unserer Stadt, für den Mut zum Widerspruch und Widerstand, wenn Hass und Gewalt herrschen wollen. Christus ist dort gegenwärtig, wo die Liebe nicht ausweicht.

 

3. Station Kaufhof Wehrhahn - Verlust des Arbeitsplatzes

116 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben durch die Schließung der Kaufhof-Filialeam Wehrhahn ihren angestammten Arbeitsplatz und einen für sie wichtigenLebensort verloren. Ob strukturelle Veränderungen und wirtschaftliche Zwänge inHandel und Wirtschaft oder die Schließungen von Hotels und Gaststätten, kulturellenEinrichtungen, Dienstleistungs-gewerben oder Bildungseinrichtungen im Rahmen der Pandemiebekämpfung, der Verlust der Erwerbs- und Arbeitsmöglichkeit trifftMenschen hart und konfrontiert viele mit Existenzangst. Viele, insbesondere die Älteren, fühlen sich ausrangiert, zumal eine berufliche Zukunft für sie oft in Fragesteht. Das Kreuz an dieser geschlossenen Kaufhof-Filiale erinnert an alle, deren Erwerbsmöglichkeiten weggebrochen sind und die um ihre Zukunft bangen. Wir beten um ernsthafte Bemühungen in Wirtschaft und Politik, Arbeitsplätze zu sichern, zu erhalten oder neue Verdienstmöglichkeiten zu schaffen.

 

4. Station Firminusklause - Armut in einer reichen Stadt

Allein die „Bruder Firminus Klause“, die Armenküche der Franziskaner, versorgttäglich bis zu 100 Personen mit einer warmen Mahlzeit. Dabei ist die „Klause“ nur eine von vielen Stellen, die Bedürftige mit dem Lebensnotwendigen versorgen: Caritas, Diakonie, SKFM, die Düsseldorfer Tafel, vision:teilen, flingern mobil u.a. stellen sich der Armut und versuchen, zu helfen.Armut hat viele Gesichter: Wohnungslosigkeit, Altersarmut, Vereinsamung, Sucht-und psychische Erkrankungen sind einige Erscheinungsformen des Kreuzes in unserer wohlhabenden Stadt. Das Kreuz an der Firminus-Klause weist auf soziale Ungerechtigkeit und Not hin, aber auch darauf, dass man sich damit nicht abfinden muss, sondern solidarisch notleidenden Mitmenschen helfen kann. Wir beten für alle, die nicht in der Lage sind, ihren Lebensunterhalt alleine zu sichern.

 

5. Station Marienhospital - Sorge um Kranke und Sterbende

Kranke Menschen, vor allem Corona-Patienten, leiden in der Pandemie besonders unter den Quarantäne-Bedingungen in den Krankenhäusern und Heimen. Pflegende und Ärzte arbeiten am Limit, Angehörige können Kranke nicht besuchen.Traumatisch ist ein Tod ohne Abschied. Der Kreuzweg will zeigen, was die Gesellschaft gerne ausblendet. Die Kreuzwegstation erinnert an das Leid der Kranken und die Not der Pflegekräfte. Wir beten um Kraft für die Pflege, die Seelsorge und die Heilung der Patienten, für die Begleitung von Angehörigen. Christus ist dort gegenwärtig, wo die Liebe nicht ausweicht.